Schiefergasaktivitäten in Großbritannien: Ergebnisse einer Studie des BGS und des DECC zu den Schiefergasvorkommen der Bowland-Hodder Formation im Norden Englands
Prof. Michael H. StephensonMike Stephenson, British Geological Survey
Januar 2014
Am 27. Juni 2013 veröffentlichten Wissenschaftler des Britischen Geologischen Dienstes BGS (British Geological Survey) und des britischen Ministeriums für Energie und Klimawandel DECC (Department of Energy and Climate Change) im Beisein von Ed Davey, Minister für Energie und Klimawandel, und Michael Fallon, Minister für Wirtschaft und Energie, die Ergebnisse einer Studie zu den Bowland-Hodder Schiefergasvorkommen im Norden Englands. Die Studie untersucht die Schiefergasressourcen (gas-in-place) in einem Bereich zwischen Wexham und Blackpool im Westen und Nottingham und Scarborough im Osten (Abb. 1). Die Schätzung ist abgestuft, um die geologischen Unsicherheiten zu berücksichtigen. Sie rangiert von 822 tcf [trillion cubic feet] am unteren Ende der Skala bis 2281 tcf am oberen Ende; die zentrale Schätzung beläuft sich auf 1329 tcf. Die Schätzung bezieht sich auf die vorhandenen Gasressourcen und repräsentiert die Menge an Gas [gas-in-place], die in dem entsprechenden Bereich vermutet wird, nicht die Menge, die gewonnen werden kann [technically recoverable gas]. Es ist derzeit nicht bekannt welche Menge an Gas tatsächlich gefördert werden kann. Dies ist abhängig von wirtschaftlichen, geologischen und sozialen Faktoren an den jeweiligen Betriebsstätten.
Abb. 1. Bereich und Schlüsseldaten für die BGS-DECC Schätzung der Schiefergasressourcen.
Abb. 2. Mächtigkeit der Bowland-Hodder Formation
Abb. 3 Schema der oberen und unteren Einheit der Bowland-Hodder Formation
Abb. 4. Die vielversprechenden Bereiche.Details dazu, wie die Schätzung vorgenommen wurde, liefert der Bericht. Zusammengefasst lag der Schlüssel zur Schätzung in der Berechnung der Menge an Schiefergas in dem gewählten Bereich. Dazu erstellte der BGS ein statisches 3D-Modell mit den 64 wichtigsten Bohrungen und 15000 Meilen seismischer Daten sowie die Daten von Schiefer-Aufschlüssen von mehreren Jahren. Der Bericht zeigt, dass die untere Einheit aus dem Zeitalter des Karbons (bekannt als Bowland-Hodder Formation) in den Depotzentren des Beckens mehr als 5000 m dick ist (z.B. in den Bowland, Blacon, Gainsborough, Widmerpool, Edale und Cleveland-Becken; Abb. 2) und einen recht hohen organischen Gesamtkohlenstoffgehalt [total organic carbon; TOC] (1-3%, teilweise bis zu 8%) aufweist. Es ist bekannt, dass diese Einheit in der Lage ist, Gas zu erzeugen, da sich in und um die meisten Becken herum und vor der Küste konventionelle Gasfelder befinden.
Die Bowland-Hodder Formation entstand durch Ablagerungen in Riftbecken in der Mitte Großbritanniens während des Viseum und des Namurium. Einige der Schiefervorkommen entstanden während der Syn-Rift*, andere während der Post-Rift* Phase. Der obere Post-Rift Bereich der Bowland-Hodder Einheit setzt sich seitlich fort und hat organisch angereicherte Bereiche, die kartiert werden können (Abb. 3). Darüber hinaus gibt es eine tiefere darunterliegende Syn-Rift Einheit, die, in durch Bruchlinien begrenzten Becken, eine Mächtigkeit von mehreren tausend Metern aufweist. Hier ist der Schiefer mit klastischen Sedimenten und umgelagerten Karbonaten eingelagert.
Nachdem wir das Volumen in Kubikmeter der beiden Einheiten der Bowland-Hodder Formation ermittelt hatten, multiplizierten wir dies mit der geschätzten Menge an Gas, die ein typischer Kubikmeter enthalten könnte. Zusammen mit der Monte Carlo-Simulation erhielten wir so ein vorhandenes Gasvorkommen von 164 bis 447 tcf für die obere Einheit der Bowland-Hodder Formation und einem Bereich von 658 bis 1834 tcf für die dickere untere Einheit. Die Karte unten (Abb. 4) ist eine Darstellung der entsprechenden Bereiche der unteren und oberen Einheit der Bowland-Hodder Formation. Die Einheiten sind übereinander liegend abgebildet.
*Rift = tektonische Dehnungszone, Grabenbruch. Syn-Rift bezieht sich auf die Ablagerung von Sedimenten während der aktiven Dehnungsphase des Beckens und Post-Rift auf die Ablagerungen, die nach dem aktiven Dehnungsvorgang des Beckens entstanden sind.
