Induzierte Erdbeben nun doch beim Fracken selbst?

19.06.2014

Induzierte Seismizität

Vorstellung der Publikation von Austin A. Holland (2013) von Prof. Dr. Horst Rüter

Dieser Artikel ist aus mehreren Gründen besonders bemerkenswert und wichtig für die Diskussion induzierter Seismizität im Kontext mit der Gewinnung von Gas aus dem Muttergestein mit den Methoden der hydraulischen Frakturierung.

  1. Es gibt nur ganz wenige Veröffentlichungen, die sich auf Induzierte Seismizität beim Fracken selbst beziehen und nicht auf Ereignisse, die beim Verfüllen von Produktionswasser in aufnehmende Schichten im Untergrund eingetreten sind. Der Autor schreibt hierzu: „Generell (üblicherweise) sind Erdbeben im Zusammenhang mit Hydraulic Fracturing sehr kleine Ereignisse mit Magnituden zwischen M-1,0 und M-0,5“. Lediglich vom Bowland Shale in UK wurde einmalig von größeren Ereignissen berichtet (2011). In früheren Fällen aus Oklahoma ist die Datenlage für eine Diskriminierung, also eine Unterscheidung zwischen natürlichen und induzierten Ereignissen nicht ausreichend. Der erste diskutierte Fall dort ist in Carter and Love Counties (1978), der zweite in Love County  (1979). Vor dem Hintergrund, dass alleine in Oklahoma in mehr als 100.000 Bohrungen gefrackt wurde und dazu in nur 3 Fällen von möglicherweise induzierten Ereignissen berichtet wurde, fasst der Autor zusammen: „Der Prozentsatz der hydraulisch gefrackten Bohrungen, die eventuell Erdbeben triggern könnten ist klein“.
  2. Die beim Fracken üblicherweise induzierten Kleinereignisse (< M0,0) haben Herde im Bereich der erzeugten Risse und dienen daher auch der Kartierung der Rissausbreitung. Die Ereignisse in South-Central Oklahoma (2011) über die hier berichtet wird mit M0,6 bis M2,9 hingegen lagen weiter (2 km) von der Bohrung entfernt wobei 16 Ereignisse > M2 waren. Die Beben stehen also nicht in einem direkten mechanischen Kontakt mit den erzeugten Fracs, die sich nur etwa 50m ausbreiteten, sondern sind als „getriggert“1 einzustufen, wobei die Diffusion des durch die Injektion zusätzlich erzeugten Porendruckes durchaus in diese Entfernung führen kann, auch in den hier betrachteten Zeiten von bis zu 40 Stunden.

Es wird über eine Bebenserie in Oklahoma berichtet, mit 16 Ereignissen > M2,0, die in einem direkten Zusammenhang mit Fracmaßnahmen steht. Dies wird damit begründet, dass sie zeitlich sehr eng mit den Fracarbeiten korrelieren und räumlich, auch bez. der Tiefe, gut zuzuordnen sind. Sie sind allerding nicht räumlich direkt mit den erzeugten Fracs verbunden. Die aufgeprägten Drücke von > 400 Bar haben die in dieser Gegend als (zur Fracerzeugung) ausreichend angesehenen 250 Bar überschritten, was mit ein Grund dafür sein kann, dass sich die Druckanomalien weit über den gefrackten Bereich hinaus ausgedehnt haben.


1Bei den Begriffen „induziert“ oder „getriggert“ werden heute Ereignisse, die außerhalb des direkt gefrackten Bereichs liegen oft als „getriggert“ bezeichnet. Häufig wird der Begriff „induziert“ aber auch als Überbegriff verwendet und ist dann ein Synonym zu Mensch-gemacht.



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