Bei den offiziell verzeichneten Treibhausgasen werden die Methan-Emissionen unterschätzt
Autor: Dr. Thorsten Warneke
Institute für Umweltphysik, Universität Bremen
Publiziert: 15. April, 2014
Im Artikel „Methane Leaks from North American Natural Gas Systems“ (auf Deutsch: "Austritt von Methangas aus nordamerikanischen Erdgassystemen"), der von Brandt et al. im Forum Politik der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, werden die Ergebnisse zu den Methan-Emissionen aus der Fachliteratur der letzten 20 Jahre zusammengetragen. Diese Studie liefert wichtige Informationen für die derzeitige Debatte zum Einfluss von Erdgas auf das Klima. Erdgas gibt bei der Verbrennung weniger Kohlendioxid als andere fossile Brennstoffe ab, aber sein Nutzen für das Klima hängt von dem Anteil des Erdgases ab, das während des Lebenszyklus von der Bohrung zum Verbraucher entweicht. Der Austritt von Erdgas ist für seinen Einfluss auf das Klima von Bedeutung, weil Erdgas hauptsächlich aus Methan besteht, einem sehr wirksamen Treibhausgas.
Die Studie zeigt, dass bei Messungen über Jahre hinweg, durch Bewertungen und bei anderen Methoden festgestellt wurde, dass die CH4-Emissionen die offiziell verzeichneten Werte überschreiten. Erdgas und Öl tragen dazu wesentlich bei. Zu den Verzeichnissen, in denen die CH4-Emissionen unterschätzt werden, gehört das Verzeichnis der Treibhausgase des US-amerikanischen Umweltbundesamtes (Environmental Protection Agency/ EPA). Die Messungen legen außerdem nahe, dass wenige Orte für einen hohen Anteil der Emissionen verantwortlich sind. Im Artikel wird angegeben, dass auf 100 Jahre gesehen die Menge des austretenden Erdgases nicht so groß ist, wie die Vorteile für die Umwelt, die durch den Ersatz von Kohle durch Erdgas erwirkt werden. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Energieerzeugung, ist aber bei Kraftstoff für Fahrzeuge unsicher.
Der Artikel von Brandt et al. empfiehlt dringend, die Verzeichnisse zu den Methan-Emissionen zu ändern. Allerdings ist es schwierig, die gesamten Emissionen von Erdgas durch Messungen zu belegen, weil das Konzept eines „repräsentativen“ Lebenszyklus von der Bohrung zum Verbraucher nicht angewendet werden kann. Daher werden die Werte in den aktualisierten Verzeichnissen sehr unsicher sein. Die ungleiche Verteilung der Methan-Emissionen an den Orten kann stark verringert werden, indem man bessere Verfahren umsetzt. Brandt et al. betrachten einen Zeitraum von 100 Jahren zur Beurteilung des klimatischen Nutzens, der erreicht wurde, indem man Kohle durch Erdgas ersetzt hat. Die Wahl dieses Zeitraumes ist willkürlich. Es ist festzuhalten, dass für kürzere Zeiträume der klimatische Nutzen durch Erdgas statt Kohle geringer ausfällt (oder sogar bestritten wird), wohingegen der Nutzen für längere Zeiträume größer ist.