Neue Studien der Europäischen Kommission zu möglichen Folgen der Schiefergasgewinnung
19.09.2012
Grundwasserschutz, Klimawirkung, Gesetzgebung
Die Europäische Kommission (EK) hat am 7. September 2012 drei Studien zur Untersuchung der möglichen Folgen der Schiefergasgewinnung veröffentlicht. Sie konzentrieren sich auf die potenziellen Auswirkungen unkonventioneller Energierohstoffe auf die Energiemärkte, die potenzielle Klimawirkung der Schiefergasproduktion und die Risiken, welche die Schiefergaserschließungen und das damit verbundene Hydraulic Fracturing ggf. für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen. Die beiden Studien mit Bezug zu Schiefergas sind nachfolgend beschrieben.
Studie zur Risikobewertung und Risikomanagementmaßnahmen
Die Studie „Support to the identification of potential risks for the environment and human health arising from hydrocarbons operations involving hydraulic fracturing in Europe“ kommt zu dem Ergebnis, dass die Förderung von Schiefergas allgemein größere Umweltauswirkungen nach sich zieht als die Förderung von konventionellem Gas. Die kumulative Wirkung vieler Einzelbohrungen birgt ein hohes Kontaminationsrisiko für Boden und Grundwasser. Darüber hinaus kann von einer Verknappung von Wasserressourcen, Luft- und Lärmemissionen, Flächenverbrauch, Störung der biologischen Vielfalt und verkehrsbedingten Auswirkungen ausgegangen werden.
Neben einer Risikobewertung bietet die Studie auch eine umfassende Beschreibung von Methoden, Rechtsvorschriften und Standards, die zur Steuerung der Risiken des Hydraulic Fracturing herangezogen werden können. Sie empfiehlt 40 Risikomanagementmaßnahmen, die detailliert beschrieben und auf ihre Wirksamkeit und Durchführbarkeit hin beurteilt werden.
Studie über Treibhausgasemissionen von Schiefergas
Die Studie „Climate impact of potential shale gas production in the EU“ kam zu dem Ergebnis, dass in Europa produziertes Schiefergas mehr Treibhausgasemissionen (THG) als das in der EU produzierte konventionelle Erdgas verursacht (1 % bis 8 %, je nach verwendeter Technologie). Werden die Emissionen jedoch durch geeignete Maßnahmen vermindert, kann die Klimawirkung von Schiefergas allerdings geringer sein als die von außerhalb der EU importiertem Gas (Pipeline oder LNG). Das hängt mit den Emissionen während des Erdgas-Transports zusammen.
Darüber hinaus vergleicht die Studie die THG-Emissionen des gesamten Lebenszyklus von Schiefergas und Kohle und kommt dabei zu dem Schluss: „Die Emissionen aus der Stromerzeugung durch Schiefergas sind wesentlich niedriger (41 % bis 49 %) als die Emissionen aus der Stromerzeugung durch Kohle. Dieses Ergebnis basiert auf Methan, das bei einem Zeithorizont von 100 Jahren ein „global warming potential“ (GWP) von 25 besitzt. Bezüglich der THG-Emissionen aus Schiefergas stimmt dieses Ergebnis mit den meisten anderen Studien überein.“
Neben den THG-Emissionsschätzungen analysiert die Studie die Angemessenheit der EU-Gesetzgebung und empfiehlt EU-weite Richtlinien, welche die Nutzung modernster Technologien und Verfahren zur Reduzierung der THG-Emissionen durchsetzen könnten. Darüber hinaus gibt sie eine Einschätzung über die Eignung der derzeitigen THG-Emissionsberichterstattung, welche auch diffuse Emissionen aus der Schiefergasproduktion berücksichtigt.